1910 werden im Export Spitzenwerte erreicht. RÖNISCH-Instrumente sind nun auch in Japan vertreten. Die Lieferungen in die englischen Kolonien machen allein 45 Prozent der Gesamtproduktion aus. RÖNISCH stellt damals 3.000 Instrumente im Jahr mit 370 Beschäftigten her.

Der 1. Weltkrieg endet für die Familie Rönisch tragisch:
Albert Rönisch stirbt 1917, Hermann Rönisch verliert den einzigen Sohn, die Fabrik in St. Petersburg geht durch die russische Revolution verloren. Auf Grund des Fehlens eines Nachfolgers verkauft Hermann Rönisch, mittlerweile 63 Jahre alt, die „Carl Rönisch Hof-Pianofabrik“ 1918 an seinen langjährigen Leipziger Geschäftspartner Ludwig Hupfeld. Er verbleibt als Direktor in der Fabrik, jetzt eine Zweigniederlassung der Ludwig Hupfeld AG. 1925 stirbt Herrmann Rönisch im Alter von 70 Jahren.

Die Weltwirtschaftskrise 1929 und der 2. Weltkrieg bringen den
Klavierbau nahezu zum Erliegen. 1945 wird die RÖNISCH-Fabrik in
Dresden durch Bombenangriffe völlig zerstört und nach dem Krieg
nicht wieder aufgebaut. Das unzerstörte Stammhaus der Ludwig
Hupfeld AG in Böhlitz-Ehrenberg/Leipzig wird neue Heimstatt für
RÖNISCH.


1900–1944

Eine Weltmarke und ihre
musikalischen Verehrer.

Zur Jahrhundertwende ist RÖNISCH eine weltbekannte Spitzenmarke. Namhafte Künstler entscheiden sich für ein RÖNISCH-Instrument.
Hans von Bülow, Richard Strauss, Edvard Grieg, Giacomo Puccini, Joseph Wieniawski, Eduard Kretschmer, Josef Hofmann, Wilhelm Backhaus, Anton Rubinstein, Sergej Rachmaninow u. a. gehören dazu.

1901 wird RÖNISCH zum Hoflieferanten des Kaiser- und Königreiches Österreich-Ungarn ernannt. Im Jahre 1902 beginnt die Kooperation mit Ludwig Hupfeld. RÖNISCH liefert Flügel und Klaviere zum Einbau pneumatischer Hupfeld-Instrumente (Phonola) nach Leipzig.

Eine enge Beziehung verbindet RÖNISCH mit Sergej Rachmaninow seit dieser von 1906 bis 1908 die Wintermonate in Dresden in seinem Haus am Trachenberger Platz verbrachte. Sein RÖNISCH-Flügel Nr. 59183 ist heute im Rachmaninow-Museum in Iwanovka/Russland, dem früheren Landsitz der Familie, zu besichtigen. Neben anderen bekannten Werken komponiert Sergej Rachmaninow auf diesem Flügel im Jahre 1909 sein berühmtes 3. Klavierkonzert.


1945–1999

Zurück zu den Wurzeln.

Am 5. Mai 1945 erfolgt der völlige Neuanfang mit ca. 50 Mitarbeitern. Produziert werden 25-Liter-Marmeladeneimer, Pappkoffer und Handwagen unter Leitung der alliierten Militärverwaltung.
Die Demontage der Fabrikanlagen beginnt als Teil der Reparations- leistungen an die Sowjetunion. Im darauf folgenden Jahr endet diese und die „Leipziger Pianofortefabrik“ wird gegründet. Vorrangig ist man mit dem Bau von Möbeln beschäftigt, aber auch die Produktion von Klavieren ist in Vorbereitung.
1948 werden die ersten 13 Klaviere gebaut und das erste RÖNISCH- Klavier nach dem 2. Weltkrieg auf der Leipziger Frühjahrsmesse zusammen mit einem Wohnzimmer ausgestellt.
1949 erfolgt der erste Export nach dem 2. Weltkrieg. Es werden fünf Klaviere nach Mexico geliefert.
Die Fertigung von Flügeln mit 10 Instrumenten im Jahr folgt 1952. Bereits 1954 erreicht die Gesamtproduktion 720 Flügel und Klaviere pro Jahr. Hauptprodukte bleiben aber Möbel für Kindergärten und Schulen, Wohn- und Schlafzimmer, Bleistifte und Sportgeräte.

Die ausschließliche Konzentration auf Flügel und Klaviere, mit 2.000 Instrumenten pro Jahr, erfolgt 1960. Vier Jahre später beginnt die industrielle Fertigung mit der Installation einer Fließstrecke, auf der 220 Klaviere gleichzeitig bearbeitet werden. Das Gesamtvolumen erhöht sich auf 4.170 Klaviere und 144 Flügel im Jahr.
Der steigende Bedarf, insbesondere im Export, macht die Erhöhung der Produktionskapazität notwendig.
Es folgt 1967 die Gründung der „VEB Deutsche Piano-Union Leipzig“.
Ein Zusammenschluss von vier Fabriken, die Flügel und Klaviere, Me- chaniken sowie Klaviaturen herstellen.

1976 wird in der RÖNISCH-Fabrik (Werk 1) die Flügelproduktion einge-
stellt und in das Werk 5 verlagert. Die Produktion von Klavieren kann dadurch auf 7.810 Instrumente im Jahr 1978 gesteigert werden. 1986 erreicht der „VEB Deutsche Piano-Union Leipzig“ mit seinen mittlerweile 13 Fabriken eine Jahresleistung von 21.000 Klavieren, 1.300 Flügeln, 350 Cembali/Spinetten und ist damit der größte Pianoproduzent Europas.
Es ist jetzt ein Verbund von sieben Flügel- und Klavierfabriken sowie sechs Werken der Zulieferindustrie (Mechaniken, Klaviaturen, Resonanzböden, Gehäuse, Metallteile, Gußrahmen) mit insgesamt 3.300 Beschäftigen.
Allein im Werk 1 (RÖNISCH) werden im Jahr 8.600 Klaviere mit 240 Beschäftigten gefertigt. 90 Prozent der Gesamtproduktion gehen in den Export. RÖNISCH-Instrumente stehen in allen Ländern Ost- und Westeuropas, in Australien, Asien und Amerika.

1990 – die deutsche Wiedervereinigung.

Der Staatsbetrieb „VEB Deutsche Piano-Union Leipzig“ wird aufgelöst. Aus dem Werk 1 in Böhlitz-Ehrenberg/Leipzig entsteht wieder die „Leipziger Pianofortefabrik GmbH“. Ein schwerer Beginn unter den Bedingungen der freien Marktwirtschaft. Nach Jahrzehnten Massenproduktion erfolgt die Rückbesinnung auf alte Werte: Kreativität und Qualität.

Nach zwei Jahren ist die Umgestaltung des Produktionsprozesses und die Neukonstruktion der gesamten Produktpalette abgeschlossen.
Eine beispiellose Verkaufsoffensive sichert stabile Marktpositionen im In- und Ausland. RÖNISCH ist wieder in allen Ländern West- und Südeuropas sowie Skandinaviens ein Begriff.
Durch eine starke Expansion in Fernost, wird in einigen Ländern sogar die deutsche Marktführerschaft erreicht. 70 Prozent der Instrumente werden exportiert.

1994 beginnt die Kooperation mit anderen deutschen Herstellern.
Als zweite Produktionslinie werden Klangkörper und komplette Klaviere der Oberklasse gebaut.

1995 – 150 Jahre RÖNISCH.

Anlässlich des Firmenjubiläums werden wieder Flügel in das Programm aufgenommen. Im Jahr 1999 erfolgt eine enorme Erweiterung der Produktpalette. Vier Klaviere und zwei Flügel werden nun in 103 Varianten angeboten. Eine weitere Exportoffensive bringt den Wiedereinstieg in Australien, Neuseeland und Nordamerika.

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